Am 1. Juli 2019 war es soweit und ich konnte in mein erstes eigenes Dojo hineinlaufen. Damit ging ein Traum in Erfüllung, an den ich früher eigentlich gar nie so richtig geglaubt habe.
Es war immer sehr utopisch, sich als Kind oder Jugendlicher vorzustellen, dass man eines Tages ein eigenes Karate Dojo besitzen würde. Die Vorstellung hat mir schon immer gefallen, aber irgendwie liegt dieser Traum als Grün- oder Blaugurt doch in ziemlich weiter Ferne und man konzentriert sich in erster Linie auf die nächsten Kyu-Prüfungen. Später kommt dann die erste grosse Hürde mit der 1. Dan-Prüfung und das ist eigentlich doch schon ziemlich gut.
Aktuell gibt es nämlich in der Schweiz gerade mal 4’110 Dan-Träger. Das sind bei 8.42 Millionen Einwohner gerade mal 0.00048%, die einen schwarzen Gürtel im Karate tragen. Das finde ich doch eine ziemlich beeindruckende Zahl. (Link zur SKF-Webseite mit den Dan-Trägern der Schweiz)
Nun fängt der Spass erst richtig an. Denn der 1. Dan stellt die erste Stufe von weiteren 10 Dan-Graden dar, womit man wieder auf der ersten Stufe der Leiter steht. Man begreift allmählich wie gross das Karate-Universum ist und wie viel es zu lernen gibt.
Man sollte den Mindset eines ewigen Schülers haben, um im Karate erfolgreich zu werden. Je höher der Grad ist, desto schwieriger wird es, dass man inspiriert wird. Als Weissgurt hat man es noch leicht, da muss man einfach den vielen anderen Karatekas zuschauen und schon ist man motiviert, weil man diese Bewegungen und Techniken auch beherrschen möchte. Als Schwarzgurt wird da die Luft schon dünner. Aber dennoch gibt es immer noch genügend Inspirationsquellen.
Der Lehrer wird zum Schüler
Sehr spannend fand ich es, als ich 2004 damit begonnen habe, Unterricht zu leiten. Denn bald realisierte ich, dass ich von den Schülern, welche damals mehrheitlich Kinder waren, sehr viel lernen kann. Nicht weil sie mir etwas Neues zeigen, sondern weil sie nicht alle von meinen Erklärungen verstanden haben und ich es auf eine andere Weise erläutern musste. Oft haben sie für mich Selbstverständliches nicht verstanden und ich realisierte, dass ich mich gezielter ausdrücken muss.
Eine Bewegung schnell zu machen ist einfach. Die gleiche Bewegung langsam auszuführen und gleichzeitig zu erklären, wie die Muskeln und Gelenke zusammenspielen, ist dann doch eine höhere Kunst.
Eine neue Dimension
Die Übernahme von einem Dojo war dann nächste Schritt in dieser Entwicklung. Nun geht es nicht mehr darum, „nur“ eine Klasse zu führen, sondern jetzt will ein ganzes Dojo geführt werden. Diese Herausforderung wird mich in den nächsten Jahren noch weiter beschäftigen. Ebenfalls möchte ich in den kommenden Jahren auch den 4. Dan anstreben. Beides miteinander zu verbinden, wird sicher nicht ganz leicht. Aber ich freue mich sehr auf diese spannende Zeit und auf all die tollen Menschen, die ich bereits kennen lernen durfte und noch werde.
Quellen:
SKF-Webseite: http://www.karate.ch/mitglieder/dantrager/schweizer-dantrager/